Von 14.09.2024 bis 21.09.2024 stand unsere Feuerwehr durchgehend im Katastropheneinsatz. Es galt Menschen aus Notlagen zu retten, Bewohner aus ihren Häusern zu evakuieren, ganze Ortsteile und Wohnobjekte vor Wassermassen zu schützen, Keller und Wohnbereiche von Wasser und Schlamm zu befreien, umgefallene Bäume von Hauptverkehrswegen zu entfernen, Fahrzeuge zu bergen und bei Verkehrsunfällen zu helfen. Ebenso galt es zwei Brandeinsätze zu bewerkstelligen. Mehr als 250 Einsätze wurden in dieser Zeit abgearbeitet.

Die Wetterprognosen mit enorm hohen Niederschlagsmengen bewahrheiteten sich. Am Vormittag des 14.09.2024 wurden wir zum ersten Einsatz gerufen. Eine Birke drohte auf ein Einfamilienhaus zu stürzen, zu Mittag blockierte ein Baum den Weg zum Hochbehälter am Riederberg und der erste Keller musste in Weinzierl ausgepumpt werden. Um 17:06 Uhr rückten wir dann zu einem umgestürzten Baum auf die Bundesstraße 1 aus, ab diesem Zeitpunkt begann eine der längsten Einsatzserien in der Geschichte unserer Feuerwehr.

Der massive Regenfall hielt weiter an. Zur selben Zeit wurde der Bezirksführungsstab in Tulln einberufen. Die Erkundung im Ortsgebiet machte klar, dass es eine Reihenhaussiedlung zu schützen galt, der Bach drohte über die Ufer zu treten. Gleichzeitig liefen Meldungen zu Wassereintritten in Wohnhäuser in Ollern, Riederberg und Weinzierl ein. In der Siedlung Weideck mussten mehrer Reihenhäuser durch ständige Pumparbeiten aus einer Zisterne vor einem Wassereintritt gesichert werden. Am Sonntag um 02:28 Uhr wurden wir dann zu den ersten Menschenrettungen in Elsbach alarmiert - Personen konnten ihre überfluteten Häuser nicht verlassen. Sogleich erfolgte die Meldung zur Menschenrettung aus einem Fahrzeug in Sieghartskirchen auf der Gemeidebrücke. Hüfthoch durch das Wasser kämpften sich die Einsatzkräfte zum Fahrzeug vor, Insassen wurden hierbei keine angetroffen. Auf Grund der sehr angespannten allgemeinen Lage im örtlichen und überörtlichen Einsatzgebiet wurde der Fokus unserer Einsatztätigkeit für einige Stunden nur noch auf Menschenrettungen gelegt.

Während bekannt war, dass das Rieder Ortszentrum bereits überflutet war, ebenso in Elsbach alle Gewässer übergetreten waren und die Hochwasserlage in Sieghartskirchen enorme Ausmaße angenommen hatte, spitzte sich in den Vormittagsstunden auch die Lage in Ollern selbst zu. Laufend wurden Sicherungsmaßnahmen verbessert und erweitert, aber die Bäche drohten überzugehen und den Ort zu fluten. Die Bewohner der betroffenen Gebiete wurden persönlich durch Melder unserer Feuerwehr gewarnt. Schließlich wurde um 09:59 Uhr Zivilschutzalarm für Ollern ausgelöst. In dieser Stunde  schwächten die Regenfälle ab. Noch bevor es zum Übertritt kam, sanken die Pegel wieder leicht ab. Nun galt es die einstehenden Einsatzadressen abzuarbeiten. Die Einsätze wurden in der Einsatzzentrale im Feuerwehrhaus koordiniert. Vier motorisierte taktische Einheiten waren seit Beginn an im Einsatz um die Einsätze abzuarbeiten. Unterstützt wurden wir von zwei Gruppen der Feuerwehr Nitzing. Die Pump- und Aufräumarbeiten dauerten bis Mitternacht an.

Über Nacht stand eine Vorauseinheit im Feuerwehrhaus für Menschenrettungen und Brände bereit. Am Montag wurden die Schutzbauten im Ort überprüft und ausgebessert. Leider hatten Fahrzeulenker Straßesperren missachtet und Absperrungen abgebaut und bei Überfahrten sogar Schutzbauten beschädigt. Die örtlichen Einsätze wurden am Vormittag abgearbeitet und Zeitgleich mit Auspumparbeiten in Elsbach und Ried begonnen. Diese mussten leider am Nachmittag abgebrochen werden, neuerlich hatte schwerer Regen eingesetzt. Die Bäche traten wieder über die Ufer. Ebenso wurden wir zu einer Menschenrettung in Weinzierl alarmiert - Einsatzstichwort "Kind von Wasser mitgerissen". Binnen weniger Minuten waren unsere Einsatzteams an der Einsatzadresse, die Meldung entpuppte sich zum Glück als Fehlalarm. Alle Kinder waren wohlauf.  

Es galt auch im örtlichen Einsatzgebiet wieder neue Sicherungsmaßnahmen durchzuführen und Keller auszupumpen. Erst am Abend entspannte sich die Lage. Das Feuerwehrhaus blieb über Nacht besetzt.

Am Dienstag arbeiteten wir wieder Einsätze im örtlichen Einsatzgebiet und wir legten den Einsatzschwerpunkt nach Elsbach in die Mühlgasse und den Haselweg. Wir unterstützen die örtliche Feuerwehr Elsbach bei Auspumparbeiten und der Straßenreinigung. Ebenso war die Feuerwehr Nitzing in Elsbach zur Unterstützung eingesetzt. In den frühen Abendstunden unterstützen wir noch in der Ortsmitte bei einem alarmierten Brandverdacht, welcher sich als untauglicher Festbrennstoff-Heizversuch herausstellte.

Ab Mittwoch verlagerte sich der Einsatzschwerpunkt nach Sieghartskirchen. Hier wurden Einfamilienhäuser ausgepumpt und in einem Gewerbebetrieb angepackt. In der Zwischenzeit war es in Weinzierl zu einem Hangrutsch gekommen. Ein Geologe wurde angefordert und bis zu dessen Lagebeurteilung drei Einfamilienhäuser evakuiert. Umliegende Straßen und Feldwege wurden abgesperrt. Kurze Zeit später meldete unsere Rüstlöschfahrzeug einen Brandverdacht im Silobereich des Gewerbehofes. Zur Unterstützung rückte unsere Vorauseinheit aus dem örtlichen Einsatzgebiet nach Sieghartskirchen ab. Der Kabelbrand konnte durch die vorort eingesetzten Kräfte erfolgreiche bekämpft werden. Am Abend fand ein Lokalaugenschein mit einem Geologen und der Frau Bürgermeisterin statt. Die Häuser konnten wieder bezogen werden, die Straßensperren blieben aufrecht und eine laufende Beobachtung der Lage wurde vereinbart.

Während am Donnerstag drei taktische Einheiten unserer Wehr in Sieghartskirchen eingesetzt waren, wurde unser Kommandofahrzeug am späten Nachmittag zur Einsatzführungsunterstützung bei einem großen Schadstoffeinsatz im ehemaligen Kraftwerk Dürnrohr alarmiert. Eine sehr große Menge an Öl drohte aus einem Maschinenraum am überfluteten Werksareal auszutreten. Ölsperren wurden ausgebracht und Sicherungen im gefluteten Innenraum angebracht.

Am Freitag unterstützen wir im Atzenbrugger HL-Bahn-Tunnel auf der Westbahnstrecke bei Reinigungsarbeiten, um die Schlammmassen aus der Anlage zu waschen.

Am Samstagabend konnte der Einsatz in Sieghartskirchen finalisiert und ein Pumpeinsatz in Ollern durchgeführt werden. Am Sonntag rückten wir noch zu Gasmessungen nach Katzelsdorf und in Ollern aus.

 

Das Kommando der Feuerwehr Ollern bedankt sich bei seinen motivierten Mitgliedern für diese enorm große Leistung! Ein großer Dank gilt unseren Gönnern und Freunden, die uns eine Woche lang in unserem Feuerwehrhaus warm, kalt und süß durchgehend versorgt haben - wir wissen das sehr zu schätzen.

 

Fotos von unserem Einsatzgebiet und Einsätzen in der Umgebung:

Weitere Fotos aus der Umgebung, Gemeinde Sieghartskirchen und Bezirk Tulln: